Gründung der Stadt Phanagoria


Unabhängige Polis Phanagoria  -  Silberprägungen 425-375 v.Chr.


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Unabhängige Polis Phanagoria - Silberprägungen

     Während die Archaianaktiden von Pantikapaion, Archaianax, Paerisades I., Leukon I. und Sagauros, im 5. Jh.v.Chr. ein Königreich aufzubauen begannen, blieben die griechischen Poleis noch viele Jahrzehnte unabhängig und prägten ihre eigenen Münzen. Phanagoria brachte in der Zeit von etwa 425-375 v.Chr. Silbermünzen in Umlauf. Sie zeigen den Kopf eines Kabeiros auf der Vorderseite und einen Stier auf der Rückseite.

     Der Kabir trägt den Pilos, die typische Kopfbedeckung, auf dem höheren Nominalwert in Berlin bekränzt. Allerdings ist der Kranz kein eindeutiges Attribut der Kabeiroi. Die Marmorskulptur des Pilos der Dioskouroi aus Delos [LIMC III/2 Pl. 476.248] ist ebenfalls bekränzt. Außerdem gibt es eine ähnliche Münze in London, worauf die Kappe keinen Kranz trägt.

      Die Kabiren (Κάβειροι, Κάβιροι) sind Gottheiten orientalischer Herkunft. Sie wurden in Phönizien verehrt, worauf der Name Kaber (= der Große), semitischen Ursprungs, hinweist. Daher stammt auch die griechische Bezeichnung Μεγάλοι Θεοί (Große Götter). Zunächst auf Lemnos eingeführt, hat sich der Kult nach Imbros und den Städten der Troas, aber auch in Theben ausgebreitet. Älteste Erwähnung sind die “Kabeiroi” von Aischylos aus dem 5. Jh. v. Chr. Die größte Kultstätte hat sich auf Samothrake entwickelt. Verehrt wurden die Gottheiten Αξίερος und Αξιόκερσα (Demeter und Kore, Persephone) sowie Αξιόκερσος und Κασμίλος (Hades und Ityphallischer Hermes) [Πυρσός, 1933; LIMC VIII/1, Megaloi Theoi].



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Die Großen Götter - Kabeiroi und Dioskouroi

    Die Köpfe der Kabiren wurden häufig auf den Münzen der nordöstlichen Ägäis abgebildet. Prägungen sind bekannt aus den Städten Phanagoria, Hephaistia, Birytis, Kyzikos, Lampsakos, Phokaia und Lesbos. Die Elektron-Prägungen gehören zu den schönsten Darstellungen.

    Die Kabeiroi gehörten zu den Großen Göttern, wie der Flußgott Borysthenes und die Dioskouroi. An den Kappen sind sie von den letzteren nicht zu unterscheiden. Allerdings gibt es einen älteren bärtigen Kabeiros und einen jüngeren ohne Bart. Die Dioskouroi dagegen sind immer bartlos und werden grundsätzlich zu zweit dargestellt, als Reiter, ihre Köpfe oder auch nur ihre Kappen und sehr oft mit je einem Stern über den Pilos.




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Phanagoria - Bezug zu Herakleia Pontika

    Der Stier auf der Rückseite der höheren Nominale der ersten Silberprägungen von Phanagoria zeigt eine erstaunliche Ähnlichkeit mit verwandten Darstellungen auf Münzen von Herakleia Pontika. Die Herakleioten hatten die Kolonie Chersonesos an der Westseite der Kimmerischen Halbinsel gegründet, die ebenfalls solche Darstellungen des Stiers auf ihren Münzen verwendet. Die Städte Phanagoria und Chersonesos pflegten wahrscheinlich enge Beziehungen auf Grund gemeinsamer Handelsinteressen, da die westlichen Schiffahrtswege des Schwarzen Meeres über Chersonesos führten. Sie hatten außerdem die Stadt Pantikapaion als gemeinsamen Konkurrenten. Es wird deshalb vermutet, daß die Münzen von Phanagoria in Chersonesos geprägt wurden und die dortigen Graveure das Tiersymbol ihrer Metropole verwendet haben. Charakteristisch ist jedoch das Getreidekorn im Abschnitt, als Hinweis auf diesen größten Getreidelieferanten des griechischen Festlandes [Molev,  2004].

    Eine ebenso ähnliche Darstellung des Stieres auf der Rückseite weisen auch Silbermünzen der Stadt Tyra, eine milesische Kolonie in Sarmatien, auf [Sear, 2000].



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Phanagoria 425-375 v. Chr. Silberprägungen - Gewichtsstatistik

    Die frühen Münzen der Städte des Kimmerischen Bosporus weisen eine außerordentliche Ungleichmäßigkeit in ihrem Gewicht auf. Ihre Zuordnung zu einzelnen Nominalwerten ist sehr schwierig. In der Literatur scheint sie manchmal dem Wunschdenken des Autors nach einer Ordnung zu entspringen.

    Eine statistische Auswertung der Gewichte von insgesamt 73 Silbermünzen mit dem Kopf der Kabieren hat vier Gruppen mit relativ breiter Streuung ergeben. Gewählt wurde hierbei eine logarithmische Klasseneinteilung, da eine solche eher der Einteilung der Nominalwerte (mit Ausnahme des Obols, jeweils die Hälfte des nächst höheren  Nominals) als eine lineare entpricht. Folgende Einteilung wäre denkbar, wobei die zwei höheren Nominale wegen der geringen Anzahl von Exemplaren recht unsicher ist:

    - Drachme
    - Hemidrachme
    - Trihemiobol
    - Tetartemorion



Phanagoria Münzprägungen  -  Frühe Spartokiden-Zeit 325-200 v.Chr.  


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